Dienstag, 30. April 1996

First Date-First Love ?!


First Date- First Love ?!
Die nächsten Tage sah ich Roman leider nur in der Bibliothek. Während wir, wie die letzten Tage auch, zusammen rauchten und Kaffe tranken , musste ich feststellen, dass er ein sehr attraktiver Mann für sein alter war, zwar könnte er mein Vater sein dennoch fand ich  Gefallen an ihm . So wartete ich jedesmal vergeblich darauf dass er mich um eine Verabredung bittet. Selbst traute ich mich nicht ihn darauf anzusprechen. Mochte er mich womöglich überhaupt nicht?  
Sollte er den ersten Schritt machen… Oder doch ich ?! 
Erst nach Wochen lud er mich endlich zum Abendessen ein. Ein Chinese an der Uni sollte es sein! 
Ich freute mich total einen Abend mit ihn zu verbringen (obwohl ich nicht gerne aß),  noch nicht mal auf meine Musikprobe konnte ich mich  konzentrieren. Ich glaube die anderen waren ziemlich genervt von mir. Als ich es dann endlich samt Cello zum Chinesen geschafft hatte, sah ich schon von weitem Blaulicht… 
Ich mochte keine Krankenwagen, das hat oft nichts Gutes zu heißen. Roman stand direkt im Geschehen. Erst als ich bei ihm stand erfuhr ich, dass es um eine tote Frau ging. Ich hasse den Tod! Er macht mir Angst… Beim Essen versuchte ich so gut wie möglich auszusehen, schließlich wollte ich Roman beeindrucken. Mit der Zeit unterhielten wir uns, auch über meine Angst vor dem Tod, aber ich glaube Roman verstand nicht was ich von Tod hielt. Ich war selbst von mir überrascht, dass ich nach dem Essen ihn nach Hause begleitete. Was würde passieren? Konnte ich mir diese Frage denn nicht selbst beantworteten? Nachdem er mich geküsst hatte war klar auf was es hinauslaufen würde. Es war mein erstes Mal… Ich versuchte so sicher wie möglich aufzutreten, schließlich wollte ich ihn nicht enttäuschen. Ich glaube dass er genauso nervös war wie ich. Dennoch vertraute ich diesem Mann, den ich erst seid einigen Wochen kannte, ich fühlte mich bei ihm wohl. Normal war das nicht meine Art, direkt mit einen Mann ins Bett zu gehen, bei ihm war das irgendwie anders. Ein Fehler ?!
Was mich störte war seine Wohnung  im 27. Stock… Noch nicht mal das Fenster konnte man richtig öffnen.  Es war alles zu beengend! Zum Glück schlief ich, nachdem wir uns unterhalten hatten endlich ein. Wir Frühstückten sogar zusammen. Es war recht spät, so konnten wir direkt in die Bibliothek zusammen fahren. Irgendwie ein schönes Gefühl nun gemeinsam dort hinzugehen. Könnte dies ein Anfang einer Beziehung sein? Oder bin ich zu naiv ?

Mittwoch, 10. April 1996

Kapitel 2 - Zweite und dritte Begegnung

Am nächsten Tag ging ich wieder in die Bibliothek. Obwohl der Mann mich am Tag zuvor extra gefragt hatte, ob ich heute wiederkäme, war ich mir bis zum Schluss nicht sicher ob er wirklich da sein würde. Als ich ihn dann tatsächlich wieder dort sitzen sah, wusste ich nicht was ich fühlen sollte. Mochte ich ihn oder nicht? Zunächst ließ ich mir nichts anmerken und begann zu lesen, doch als ich nach einer Stunde Lust auf eine Zigarette hatte, warf ich ihm trotzdem einen Blick zu. Er verstand sofort, und gemeinsam setzten wir uns wieder auf die Treppe vor der Bibliothek wo wir rauchten und uns unterhielten. Es fühlte sich irgendwie nicht so an als ob dies erst unsere zweite Begegnung wäre, und obwohl da eine unerklärliche Vertrautheit war, machte Roman mich nervös. Vielleicht war es eben dieses Gefühl das mich dazu veranlasste, ihm von Herberts Begegnung mit der fremden Frau zu erzählen. Im Nachhinein war es mir peinlich - warum weiß ich auch nicht genau. Vielleicht hatte ich Angst davor was er in diese Geschichte hineininterpretieren könnte. Deswegen verabschiedete ich mich dann auch schnell.
Trotz dieses peinlichen Zwischenfalls sagte ich Ja, als Roman mich am nächsten Tag fragte, ob ich nicht mit ihm in den Coffee Shop gegenüber der Bibliothek gehen wolle, "damit ich mir einmal nicht die Hände schmutzig machen würde". Also war es ihm doch aufgefallen dass ich mir Tags zuvor schon wieder Kaffee übergeschüttet hatte. Im Coffee Shop erzählte ich ihm von meiner Dissertation, meinen Job und von meiner Familie. Er selbst erzählte auch von sich, doch ich fand es interessanter mit ihm über Kunst und Politik zu diskutieren.
Ich hatte mich selten so gut mit jemandem unterhalten, und so war ich überrascht als wir plötzlich feststellten dass es schon Mittag und somit Zeit zum Aufbruch sei.

L.S.

Montag, 1. April 1996

Begegnung in der Bibliothek

Es scheint Menschen zu geben, die eine Bibliothek für einen Ort halten, an dem man Kontakte knüpfen kann. Ich gehöre nicht zu diesen Menschen, dennoch ist mir genau das heute passiert.
Der Mann, der mir im Lesesaal gegenüber saß, musterte die Bücher, die ich zum Arbeiten an meinen Platz gebracht hatte. Mir war das unangenehm. Was geht es jemanden, den ich nicht kenne, an, an was ich gerade arbeite? Ich spürte, dass der Mann mich beobachtete. Irgendwann stand ich auf, um dieser Beobachtung zu entgehen. Wenn ich nach einer Zigarette und einem Kaffee wieder an meinen Platz zurückkäme, wäre der Mann vielleicht weg. Also setzte ich mich mit einem Becher Kaffee aus dem Automaten auf die große Treppe vor der Bibliothek und suchte in meinem Rucksack nach einem Feuerzeug. Plötzlich sprach mich der Mann, der mir noch kurz zuvor im Lesesaal gegenüber gesessen hatte, an, ob ich Feuer brauche. Ich anwortete: "Ja, bitte." Und er zündete meine und seine Zigarette an. Wir unterhielten uns, während wir rauchten. Schließlich fragte er mich, wie ich heiße. Wie so viele Leute fand auch er meinen Namen seltsam. Ich fragte ihn nach seinem Namen. Er heißt Roman. Als wir wieder in der Bibliothek arbeiteten, sah er mich manchmal an, und ich erwiderte seinen Blick.
Als ich ging, fragte er mich, ob ich morgen wieder in der Bibliothek sein werde. Ja, morgen werde wieder dort sein und dem Mann vielleicht wieder begegnen.